Verena

Eine alte Geschichte die ich mal angefangen hatte. Lasst mich wissen ob sie gefällt und ich sie weiterschreiben soll

Kapitel 1: Wie sie ging

Mathias lehnte im Türrahmen des Badezimmers, eine Tasse Kaffee in der Hand, und sah ihr beim Schminken zu.

Verena saß auf dem kleinen Hocker vor dem Spiegel, ein fast unsichtbares Lächeln auf den Lippen. Ihre roten Haare hatte sie hochgesteckt, zwei lose Strähnen fielen weich an den Wangen entlang. Sie trug schon das Dirndl – dunkelgrün, tief ausgeschnitten, geschnürt wie ein Versprechen. Ihre Brüste saßen fest im Mieder, eine Spur Puder ließ sie fast überirdisch glatt wirken. Der Stoff betonte ihre Hüften, die Taille wirkte schmaler als sonst.

„Ist das das neue Dirndl?“ fragte er leise, fast beiläufig.

Sie nickte, ohne ihn anzusehen. „Antoine meinte, es würde mir stehen.“

Antoine. Ihr Chef. Franzose. Groß, kultiviert, laut Verena mit einem „Geschmack für Stil“. Mathias hatte ihn zwei Mal gesehen. Der Händedruck war fest gewesen. Die Augen zu direkt.

Verena zog mit ruhiger Hand den Lipliner nach, dann glitt der rote Stift langsam über ihre Unterlippe. Die Farbe passte zu ihrem Haar. Intensiv. Reif. Reizvoll.

Mathias’ Blick blieb an ihrem Dekolleté hängen. Die zarte Kette, die sie trug, war neu. Ein feines, goldenes Ding mit einem kleinen Stein, der genau zwischen ihren Brüsten ruhte. Er hatte sie ihr nicht geschenkt. Sie hatte nicht gesagt, von wem er war.

„Geht ihr danach noch irgendwo hin?“ fragte er, noch immer in diesem beiläufigen Ton, der ihm selbst fremd vorkam.

„Vielleicht. Antoine kennt ein paar Leute in der Stadt. Mal sehen, wie die Stimmung ist.“

Sie stand auf, warf ihm einen schnellen Blick zu, dann trat sie einen Schritt näher und küsste ihn flüchtig auf die Wange. Ihr Parfum – schwerer als sonst – blieb an seiner Haut haften.

„Mach dir keine Sorgen. Ich werde brav sein.“

Sie lächelte. Es war nicht böse. Nicht überheblich. Es war… leicht. Als hätte sie etwas für sich behalten. Nichts Schlimmes. Nur etwas Eigenes.

Er sah ihr hinterher, als sie durch den Flur ging, den Mantel über die Schultern warf. Ihre Absätze klackten auf dem Parkett, das Dirndl bewegte sich bei jedem Schritt – weich, wie eine Einladung. Als sie zur Tür griff, drehte sie sich noch einmal um.

„Schlaf nicht zu früh ein, ja? Vielleicht schreib ich dir später.“

Dann war sie weg.

Mathias stand da, mit der kalten Tasse in der Hand, und hörte noch eine Weile ihre Schritte im Treppenhaus. Er ging langsam ins Badezimmer zurück, wo noch ihr Duft hing. Der Lippenstift lag offen auf dem Hocker. Der Abdruck auf dem Rand war voll, sinnlich, tiefrot.

So hatte sie früher nie ausgesehen, wenn sie mit ihm ausging. Nicht so… lebendig. So begehrenswert.

Ein flacher Schmerz lag in seiner Brust. Kein scharfer, eher ein dumpfer, ziehender Ton irgendwo hinter den Rippen. Er dachte an die Kinder im Nebenzimmer. Er würde nachher noch einmal nach ihnen sehen. Und dann vielleicht ein paar Mails beantworten.

Verena würde lachen, tanzen, trinken. Unter Menschen sein. Sie war aufgeregt gewesen, das hatte er gemerkt. Nicht nervös – sondern voller Energie.

Er hatte ihr hinterhergesehen, und gedacht: So schön war sie schon lange nicht mehr. Oder vielleicht hatte er sie einfach lange nicht mehr so angesehen.

Kapitel 2: Selfies aus einer anderen Welt

Mathias lag auf dem Sofa, der Fernseher lief lautlos, irgendeine Talkshow flimmerte über den Schirm. Die Kinder schliefen endlich. Leise. Schwer. Der Tag war lang gewesen – Hausaufgaben, Zähneputzen, Gute-Nacht-Geschichten.

Er hatte das Handy in der Hand, ohne es wirklich zu benutzen. Ab und zu scrollte er durch alte Fotos. Urlaub mit Verena vor zwei Jahren. Ein Bild von ihr im Bikini auf der Terrasse. Sie lächelt, ein Glas in der Hand, ihre roten Haare zerzaust vom Wind. Er hatte sie damals fotografiert, ohne dass sie es merkte.

Ein Pling.

Er zuckte leicht zusammen. WhatsApp.

Verena: „Hier ist die Hölle los! Du glaubst nicht, wie voll es ist.“

Er tippte: Mathias: „Klingt nach Spaß. Schon im Bierzelt?“

Verena: „Ja. Antoine hat uns ein paar Plätze reserviert. In der Paulaner Box oben. Schon ziemlich edel haha“

Er stellte sich sie vor, wie sie an einem langen Holztisch sitzt, Bier in der Hand, umgeben von ihren Kollegen. Er dachte an Antoine. Dessen Stil. Dessen Blick.

Dann kam ein Bild.

Ein Selfie. Verena hielt das Handy schräg von oben. Ihre Augen blitzten, ihre Lippen glänzten, das Dirndl spannte. Hinter ihr verschwamm das Licht der Festzelte – bunte Lampen, verschwommene Gesichter. Neben ihr ein Mann – nicht direkt im Bild, nur halb. Ein weißes Hemd, eine Schulter. Jemand stand sehr dicht.

Er zoomte leicht hinein. Der Ausschnitt war mutig. Viel Haut. Ihre Wangen gerötet, ihr Lächeln breit. Ihre Augen – anders. Als würde jemand sie ansehen, während sie fotografierte.

Mathias: „Du siehst wunderschön aus. Ich glaub, ich hab dich noch nie so strahlen sehen in dem Kleid.“

Verena: „Danke, mein Schatz. Es ist echt ein schöner Abend. Mal wieder rauskommen. Weißt du?“

Er starrte auf die Nachricht. Mal wieder rauskommen. Die Worte waren harmlos. Und doch… klangen sie wie ein Seufzer.

Noch ein Foto. Diesmal ohne sie. Ein Blick ins Zelt. Lange Tische, Menschen mit Maßkrügen. In der Ecke: Antoine. Er saß halb zurückgelehnt auf der Bank, die Arme locker hinter zwei Frauen. Seine Augen nicht in die Kamera gerichtet, sondern auf etwas – oder jemanden – daneben.

Verena hatte ihn absichtlich mit aufs Bild genommen. Oder unabsichtlich. Er wusste es nicht.

Verena: „Antoine hat irgendwie immer alles organisiert. Echt praktisch, wenn man so jemanden im Team hat haha“

Es war das „haha“, das ihn störte. Nicht der Satz. Nicht Antoine. Dieses kleine „haha“, das nicht witzig klang. Sondern… leicht. Als würde sie etwas nicht ganz sagen wollen.

Er antwortete nicht sofort. Schaute sich das erste Bild noch einmal an. Der Mann neben ihr – sein Kinn war zu sehen. Dunkle Bartstoppeln. Ein Hauch Lächeln. Ihre Schultern berührten sich. Eng. Zufällig?

Er stellte sich vor, wie sie da saß. Wie sie lachte. Wie jemand ihr das Glas reichte. Vielleicht Antoine. Vielleicht der Mann auf dem Bild. Vielleicht… niemand.

Und plötzlich war da ein warmes Ziehen in seiner Brust. Keine Eifersucht. Nicht direkt. Mehr ein Gefühl von… Verlorenheit. Und gleichzeitig ein seltsames Prickeln. Sie war schön. Und sie war da draußen. Nicht mit ihm.

Mathias: „Ich freu mich, dass du Spaß hast. Trink einen für mich mit.“

Verena: „Mach ich. Oder zwei. Oder drei… mal sehen. Bis später vielleicht.“

Der Punkt. Kein Herz. Kein Kuss-Emoji. Nur dieser eine Punkt am Ende. Als würde sie schon mit dem Kopf woanders sein.

Mathias legte das Handy auf die Sessellehne und sah zum Fenster. Die Stadt draußen war ruhig. Nur manchmal hörte man ein entferntes Böllern von der Wasen – Musik, Lachen, Leben.

Und plötzlich fragte er sich: Wann hatte sie angefangen, so zu strahlen, wenn er nicht dabei war?

Kapitel 3: Eine Nachricht in der Stille

Es war kurz nach zwei, als Mathias das letzte Mal auf die Uhr sah.

Das Haus war still. Nur das leise Ticken der Wanduhr im Flur war zu hören, sonst nichts. Die Kinder schliefen tief. Er hatte noch einmal nach ihnen gesehen, wie ein Ritual – Decken zurechtgezogen, ein letzter Kuss auf die Stirn. Sicherheit. Vertrautheit.

Und doch lag er wach.

Sein Handy lag auf dem Nachttisch, das Display schwarz. Er hatte es mehrmals in die Hand genommen, nur um es gleich wieder zurückzulegen. Kein Ton. Keine Nachricht.

Er drehte sich auf die Seite. Das Bett fühlte sich zu groß an ohne sie. Zu leer.

Verena kam sonst nie so spät nach Hause. Nicht ohne sich zu melden. Nicht ohne ein kurzes „Bin unterwegs“ oder ein kleines Emoji. Heute – nichts seit Stunden. Das letzte Bild war um 21:48 Uhr gekommen. Ihr Gesicht halb von der Zeltbeleuchtung erhellt, der Mund geöffnet, als hätte sie gerade gelacht. Neben ihr der gleiche Mann wie vorher. Dieses Mal war seine Hand auf ihrem Rücken.

Unauffällig. Aber da.

Mathias hatte sich eingeredet, dass es nichts bedeutete. Kollegen. Stimmung. Bier.

Und trotzdem war er jetzt wach.

Dann – gegen 2:13 Uhr – ein Vibrieren. Keine laute Benachrichtigung. Nur dieses leise, zitternde Summen auf Holz. Er richtete sich auf, griff fast zu hastig nach dem Handy.

Verena: „Alles gut. Es ist später geworden. Ich bleib noch ein bisschen. Schlaf ruhig.“

Keine Uhrzeit, wann sie kommt. Kein „bis gleich“. Kein „ich liebe dich“.

Er las die Nachricht drei Mal. Sie war kurz. Fast neutral. Aber ein Wort stach heraus.

„Ich bleib noch ein bisschen.“

Er sah es an. Noch ein bisschen. Um kurz nach zwei. Bleiben wo? Mit wem?

Er wollte schreiben: „Wo bist du?“ – aber tat es nicht. Es wäre zu direkt. Zu kleinlich. Und genau das wollte er nicht sein. Nicht der misstrauische Ehemann. Nicht der, der klammert.

Also schrieb er:

Mathias: „Okay. Schlaf gut, wenn du irgendwann ins Bett fällst.“

Er haderte kurz mit dem letzten Wort. Fällst. Aber ließ es stehen.

Die Nachricht wurde gelesen. Keine Antwort.

Er legte das Handy zurück, langsam. Dann stand er auf. Ging zur Küche. Goss sich Wasser ein. Trank. Blickte ins Dunkel hinter dem Fenster. Die Straße war leer. Kein Taxi, kein Auto. Kein Schritt auf dem Gehweg.

Er dachte nicht in Bildern. Nicht an Antoine. Nicht an ihre Hand auf einem fremden Oberschenkel. Es waren keine Szenen, die ihn beschäftigten – es war dieses Schweigen. Dieses Fehlen von etwas.

Und darunter – kaum greifbar – lag eine andere Regung. Nicht ganz Trauer. Nicht ganz Angst.

Etwas wie… Nervosität. Und Scham, dass er sie schön fand auf dem Bild. Schöner, als sie je für ihn gewesen war.

Er legte sich irgendwann zurück ins Bett. Wach. Nicht mehr auf Nachrichten hoffend. Nur noch lauschend – auf die Haustür. Auf Schritte. Auf das Knarren der Dielen, wenn sie irgendwann kommt.

Aber die Nacht blieb still.

Und Mathias lag da, mit offenen Augen, und dachte: Sie war noch nie so weit weg – und ich habe keine Ahnung, warum ich trotzdem will, dass sie so bleibt.

Kapitel 4: Die Spuren, die niemand sieht

Das Licht war weich, milchig, wie es nur an frühen Sonntagen durch das halbgeschlossene Rollo fiel. Mathias blinzelte, drehte sich langsam zur Seite – und spürte es sofort.

Verena war da. Sie lag mit dem Rücken zu ihm, quer über dem Bett, eine Schulter leicht entblößt. Aber nicht nur die.

Sie war nackt.

Völlig. Die Decke war zur Seite gerutscht, ihr Körper lag ausgestreckt da, als hätte sie sich im Schlaf nicht gestört gefühlt. Ein Bein angewinkelt, der Rücken sanft gebogen, die Hüften leicht verdreht – als hätte sie sich einfach in die Matratze sinken lassen, tief und schwer.

Mathias’ Blick glitt über sie, langsam, vorsichtig. Über die geschwungenen Linien ihres Rückens, die helle Haut ihrer Oberschenkel, bis dorthin, wo der Blick eigentlich hätte enden sollen – aber es nicht tat.

Denn zwischen ihren Beinen, dort, wo sich das Licht auf der Haut brach, glänzte es. Feucht. Offenbar. Unübersehbar.

Ein matter Film zog sich über die weichen, geröteten Schamlippen. Nicht viel. Nur ein feiner Glanz. Aber so deutlich, dass es nicht mehr zufällig wirkte.

Er blinzelte. Wollte sich einreden, dass es Schweiß war. Schlaf vielleicht. Aber der Glanz hatte eine andere Farbe. Eine andere Konsistenz. Etwas… dichteres. Als hätte sie sich nicht gewaschen.

Sein Blick fiel an den Rand des Betts.

Dort lagen ihre Sachen. Das Dirndl ordentlich gefaltet über dem Stuhl. Die Bluse daneben, zusammen mit dem BH. Und auf dem Boden – ein schwarzer String. Dünn, fast durchsichtig. Eine kleine Schleife am Saum.

Mathias kannte ihn nicht. Und das war das Erste, was ihm auffiel. Der zweite Gedanke kam, als er sah, wie er dalag: verdreht, achtlos abgestreift, wie in Eile. Und dann der dritte:

Ein hellgrauer Fleck. Innen. Im Schritt. Nicht groß. Aber da.

Er starrte darauf, wie hypnotisiert. Die Spitze war an einer Stelle leicht eingetrocknet. Nicht vollständig. Ein dunkler Rand, wie getrockneter Saft.

Nicht frisch. Aber nicht alt.

Er schluckte, spürte den bitteren Geschmack von Kaffee, den er noch gar nicht getrunken hatte.

Verena bewegte sich leise, murmelte etwas Unverständliches. Sie schlief tief. Ihr Atem war ruhig. Ihr Körper lag da wie etwas, das nicht mehr zurückgehalten werden wollte.

Mathias roch es, als er sich ein wenig näher lehnte. Kein Parfum mehr. Aber ein anderer Duft. Schwer. Süßlich. Irgendwie… männlich.

Nicht seiner.

Er legte sich wieder zurück, starrte an die Decke. Es war kein Schmerz, der ihn erfüllte. Noch kein Zorn.

Nur etwas anderes. Ein leiser Sog, der ihn nach innen zog. Die Frage: Was war das? Die Ahnung: Ich weiß es. Die Wahrheit: Ich will es nicht wissen.

Und doch, unter der Decke, regte sich etwas. Wie eine Antwort auf etwas, das er nicht gestellt hatte.

Sein Herz schlug zu schnell. Seine Haut war zu warm. Und irgendwo in ihm wuchs ein Gedanke, still und unaufhaltsam:

Ich habe meine Frau noch nie so nackt gesehen – und mich dabei so fremd gefühlt.

Kapitel 5: Der Geschmack der Wahrheit

Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee lag in der Luft, als Mathias die Brötchen aufschnitt. Die Küche war aufgeräumt, alles an seinem Platz. Mechanisch deckte er den Tisch – Marmelade, Butter, Eier. Zwei Teller, zwei Tassen. Routine gegen das Chaos im Kopf.

Dann hörte er Schritte.

Langsam. Ohne Eile. Nackt.

Verena kam um die Ecke, als sei das völlig normal. Ohne ein Handtuch. Ohne ein Kleid. Einfach so. Barfuß, mit aufrechter Haltung, die Haare wirr, die Hüften leicht schwingend.

„Guten Morgen“, sagte sie, ihre Stimme tief, fast heiser.

Mathias schluckte trocken. Ihre Brüste bewegten sich weich im Rhythmus ihrer Schritte. Ihre Haut schimmerte im Morgenlicht. Sie ging direkt zum Tisch, beugte sich nach vorne, um sich die Kaffeetasse zu nehmen. Ihre Brustwarzen streiften fast die Tischkante.

Sie setzte sich. Überkreuzte die Beine. Ohne eine Miene zu verziehen.

„Hast du schon gegessen?“ fragte sie beiläufig.

Er schüttelte den Kopf. „Wollte auf dich warten.“

Sie lächelte flüchtig, griff nach dem Ei, drehte es in ihrer Hand. Langsam. Dann klopfte sie es gegen die Tischkante. Nicht hektisch – sondern mit einer fast demonstrativen Ruhe. Die Schale brach. Ihre Finger glitten darüber. Sie pellte das Ei sorgfältig, fast zärtlich, Schale für Schale. Kleine Stücke, langsam gelöst. Ein weißes, dampfendes Inneres kam zum Vorschein.

Sie führte es an die Lippen. Blies darauf. Ganz sacht. Dann biss sie ab. Ein Stück Eiweiß löste sich, das Eigelb glänzte feucht, bevor sie es mit der Zungenspitze auffing.

Mathias konnte nicht wegsehen. Es war nichts Obszönes an ihrer Bewegung. Und doch – alles war geladen.

„Du wirkst… ausgeschlafen“, sagte er vorsichtig.

„Bin ich auch.“ Sie lächelte. „War schön. Viel gelacht. Wenig getrunken.“

Er stutzte innerlich. Wenig getrunken. So spät. So… frei.

Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, dann fuhr ihre Hand wie zufällig über ihr Schlüsselbein, über den Hals – blieb kurz an einer Stelle liegen, wo Mathias am Morgen den kleinen roten Punkt gesehen hatte. Fast so, als spürte sie selbst noch, was dort gewesen war.

„Antoine hat mich heimgebracht. Ganz Gentleman.“ Ihr Blick war nicht auffordernd. Nicht abwehrend. Nur: direkt.

Mathias spürte, wie sein Magen sich zusammenzog. Nicht vor Eifersucht. Vor… Ahnung.

Sie griff nach einem Löffel, fuhr langsam durch die Marmelade. Rührte, als würde sie den Geschmack fühlen, bevor sie ihn kostete. Führte ihn dann an ihre Lippen, ließ ihn kurz ruhen. Dann ein kleines Schmatzen.

Mathias sagte nichts. Er war nicht mehr ganz im Raum. Er war bei ihrer nackten Haut, bei der Art, wie sie das Ei geschält hatte, bei dem Geruch heute früh.

Bei dem Glanz zwischen ihren Beinen.

Und bei der völligen Selbstverständlichkeit, mit der sie jetzt hier saß. Nackt. Unangreifbar. Frei.

Nach dem Frühstück verschwand sie leise ins Bad. Die Kinder begannen zu rufen. Mathias erledigte das Übliche – half beim Anziehen, bereitete Frühstück Teil zwei vor. Doch sein Inneres blieb bei ihr.

Später, als das Haus ruhiger war, kehrte er zurück ins Schlafzimmer. Es war ein Vorwand – das Bett zu machen.

Er hob die Decken, strich die Laken glatt – und blieb stehen.

Das Dirndl lag auf dem Stuhl. Der Stoff war schwer, nicht mehr glatt. Am Rücken ein Fleck – matt, rund, eingefasst. Etwas war dort entlanggelaufen. Nicht Wein. Nicht Wasser.

Er roch daran. Süßlich. Nicht vertraut.

Daneben die Bluse. Am Kragen ein grauer Schatten. Kein Make-up. Nicht ihr Parfum.

Und dann der String. Schwarz. Halb durchsichtig. Der Fleck war da. Im Schritt. Tiefer getrocknet als am Morgen.

Mathias hob ihn hoch. Seine Hand zitterte leicht. Er hielt ihn an die Nase. Ein fremder Geruch. Nicht abstoßend. Nicht vertraut.

Seine Lippen berührten das Gewebe. Dann die Zunge. Ein kurzer Strich. Ein salziger Geschmack. Nicht sie. Nicht er.

Er schloss die Augen. Der Geschmack blieb. Ein Teil von jemand anderem.

Dann – Schritte.

Er drehte sich langsam um. Verena ging vorbei. Handtuch um die Taille. Haare feucht. Frisch geduscht.

Ihr Blick fiel für einen Moment auf ihn. Und auf den String. In seiner Hand. Nahe an seinem Gesicht.

Sie sagte nichts.

Aber da war dieses Lächeln. Ein Hauch. Ein Zucken. Nur ein halber Zentimeter Mundwinkel.

War es Spott? Wissen? Oder… Einverständnis?

Mathias stand da. Mit dem Slip vor seinem Gesicht. Und spürte: Nichts war ausgesprochen. Aber alles hatte begonnen.

Kapitel 6: Das, was sie nicht sagt

Mathias stand noch immer im Schlafzimmer, den Slip in der Hand, als Verena am Türrahmen vorbeiging.

Sie war nicht stehengeblieben. Nicht erschrocken. Nicht empört.

Nur dieses winzige, kaum sichtbare Zucken ihrer Mundwinkel – als wäre etwas in ihr wach, das nicht ganz verborgen werden wollte. Oder nicht mehr musste.

Er hörte, wie sie die Badezimmertür schloss. Kein Schloss klickte. Nur das leise Zufallen.

Er blieb regungslos. Sein Herz pochte laut.

Der Stoff zwischen seinen Fingern war noch warm von seinem Atem, von seiner Zunge. Der Fleck darauf glänzte leicht im Licht, das durch die Jalousie fiel.

Dann – ein leises Klopfen.

Nicht fest. Nur ein Fingergelenk gegen die Türzarge.

Verena stand da. Noch immer nur im Handtuch. Die Haare glänzend nass, Tropfen auf ihrer Schulter.

„Die Kinder sind gleich mit Zähneputzen fertig“, sagte sie. „Ich geh kurz ins Schlafzimmer, ja?“

Ihr Blick glitt über ihn. Nicht fordernd. Nicht prüfend. Sie sah den Slip in seiner Hand.

Dann sagte sie, beiläufig: „Lass ihn ruhig liegen. Wenn du… noch was wissen willst.“

Sie wartete nicht auf eine Reaktion. Ging einfach an ihm vorbei. Streifte ihn dabei mit einem Hauch ihres Dufts – frisch geduscht, aber darunter noch… etwas anderes. Etwas Tieferes. Etwas von letzter Nacht.

Mathias blieb stehen. Kein Wort auf den Lippen. Nur dieses brennende Prickeln in der Brust. Wissen. Sie wusste es.

Und sie sagte nichts. Weil sie nicht musste.

Er zog sich später ins Arbeitszimmer zurück. Die Tür nur angelehnt.

Er setzte sich in den alten Sessel. Den, in dem er sonst las. Oder Rechnungen machte. Heute: nichts davon.

Der String lag neben ihm auf der Armlehne. Er hob ihn wieder auf. Führte ihn an die Nase. Wieder dieser Geruch. Anders als alles, was er kannte – aber nicht mehr fremd.

Seine Hand glitt in den Bund seiner Hose. Langsam. Zögernd. Aber nicht mehr abwehrend.

Er schloss die Augen. Und sah sie. Nicht wie früher. Nicht als seine Frau. Sondern wie sie heute früh am Tisch saß. Nackt. Ruhig. Ganz bei sich.

Wie sie das Ei geschält hatte. Wie ihre Lippen sich um das Eigelb geschlossen hatten. Wie sie gesagt hatte, „Wenig getrunken.“

Er stellte sich ihre Beine vor. Offen. Nicht für ihn. Für jemand anderen.

Der Stoff zwischen seinen Fingern war weich. Glatt. Und an einer Stelle – rau. Der Fleck.

Er führte ihn erneut an die Zunge. Leckte. Langsam. Konzentriert.

Der Geschmack war salzig. Warm. Nicht ekelhaft. Nur… nicht von ihr allein.

Er stöhnte leise. Nicht laut. Nur in sich hinein.

Und dann kam es – nicht der Orgasmus. Noch nicht.

Sondern das Eingeständnis: Ich will es wissen. Ich will mehr davon wissen. Und ich weiß nicht, ob ich will, dass es aufhört.

Er kam. Langsam. Mit geschlossenen Augen. Der Slip an seinem Gesicht. Ihr Geruch. Sein Geschmack.

Vielleicht… ihr neues Leben. Und er – mittendrin. Aber an der Seite.


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