Ich wollte da länger schon mal drüber schreiben, weil ich glaube, dass Leute es interessant finden könnten und weil ich da privat bis heute nicht mit allen Menschen drüber reden kann. Ich war vor ein paar Jahren – ich möchte lieber nicht genau sagen, wann genau – ein halbes Jahr in Namibia. Fragt bitte nicht genau nach, wann, nur so viel: Es war irgendwann in den vergangenen 15 Jahren, also ab 2010 irgendwann. Ich war zu diesem Zeitpunkt 20 Jahre alt, ich kann natürlich nicht sagen, wie alt ich jetzt bin. Alle involvierten Personen waren aber natürlich 18 oder älter. Da ich keinen entsprechenden Flair finden konnte noch der Hinweis: Hierbei handelt es sich um echte Erfahrungen, die ich gemacht habe und keine fiktive Geschichte.
Nun, wie gesagt, ich war 20, als ich nach Windhoek kam und aus heutiger Sicht irgendwie noch „unschuldig“ oder „leichtgläubig“ oder aber auch: Ich habe mir im Vorfeld keine wirklichen Gedanken über Sex gemacht, weil ich in Deutschland einen festen Freund hatte und damit irgendwie klar war, dass Sex keine Rolle spielen würde. Nun, da lag ich wohl daneben. Ich kam dort also an, war in einem Hostel voller anderer junger deutschsprachiger Personen und freundete mich schnell mit einigen von ihnen an – insbesondere mit einigen anderen Mädels. Als wir dann das erste Mal feiern gingen, brannte sich gleich eine Situation in mein Gedächtnis: Eine meiner neuen Freundinnen und ich sprachen mit einem deutschen Pärchen. Sie war auch einige Zeit in Namibia und er war sie besuchen, kurz bevor sie gemeinsam nach Deutschland zurück fliegen würden. Ich sagte zu meiner Freundin sowas wie „oh, die waren ja süß“ und sie meinte nur sinngemäß: „Ja, aber er weiß ja auch nicht, dass sie hier mit locker zehn Typen gevögelt hat“. Uff. Obwohl ich die beiden ja gar nicht wirklich kannte, saß das irgendwie. Das war das erste Mal, dass ich mit sowas konfrontiert wurde und die Banalität, mit der meine Freundin das sagte, fand ich auch irgendwie krass.
Aber davon sollte ich dann auch schnell eingeholt werden. In Windhoek, ich weiß nicht ob das darüber hinaus in Namibia oder Teilen Afrikas auch verbreitet ist, gibt es beim Feierngehen etwas, das mir als „Kudu Hunting“ vorgestellt wurde. Kudu ist eigentlich eine Antilopenart, steht hier aber stellvertretend für eine neue, weiße, als attraktiv geltende Frau. Es gab dann einen Kreis schwarzer, größtenteils heißer und vergleichsweise wohlhabender junger Männer, die dann eine Art „Wettkampf“ veranstalteten, wer diese weiße, meist deutsche, Frau zuerst ins Bett bekommen würde. Und nun, ich war dann wohl auch ein Kudu. Eigentlich natürlich ein ziemlich ekelhaftes Konzept und zunächst war ich mit der Aufmerksamkeit und allem auch etwas überfordert, zumal einige der Jungs auch gleich ziemlich forsch vorgingen. Letztendlich gefiel es mir aber doch, so viel Begehrlichkeiten zu erwecken, zumal der Großteil dieser Männer groß, trainiert, selbstbewusst, wohlhabend und spendabel mit Getränken und Weed war. Dass ich in Deutschland einen Freund hatte, war ihnen bestenfalls egal, schlechtestenfalls wollten sie mich deshalb noch mehr. Und nunja, es dauerte weniger als zwei Wochen, bis ich mit dem ersten rummachte und mit ihm nach Hause ging. Upsi.
Generell fühlte ich mich deshalb natürlich schlecht, aber irgendwie nicht so sehr, wie ich bei meiner Abreise gedacht hätte. Ich denke, das lag einfach an meinem Umfeld dort, in dem Fremdgehen einfach sehr normal war. Von den Mädels, die ich dort kennenlernte, machten das fast alle, die in einer Beziehung waren, von den Jungs auch die meisten (und andere wahrscheinlich nur nicht, weil sie nicht konnten). Auf gut deutsch gesagt: Es wurde einfach viel gefickt. Sowohl mit den Einheimischen, als auch untereinander. Am Ende habe ich viele Erfahrungen gemacht, die ich sonst wahrscheinlich/vielleicht nie gemacht hätte: Das Fremdgehen natürlich, Dreier und Vierer, Sex mit Männern von einem anderen Kontinent, ich hatte vorher nie Sex mit so heißen Männern, nie Sex mit so großen Penissen, es war einfach richtig wild und richtig heiß.
„Reguläre“ Partner hatte ich dort drei: Zwei von den namibischen Männern, die ich weiter oben erwähnte und einen Deutschen, der aber anders als andere Europäer/Weiße dort war: Er war kein Abiturient oder Student, der dort Waisenkinder betreut oder einen körperlichen Job gemacht hat, sondern hatte etwas mehr Geld und dementsprechend auch eine Villa mit Pool. Dazu war er muskulöser, besser bestückt und einfach heißer als die anderen Weißen und er hatte viel Sex mit vielen Frauen, was ihn auch nochmal hotter machte. Dadurch war es auch einfach entspannter, weil er sich nicht gleich in einen verliebte und es ihm egal war, ob wir nebenbei noch andere Männer am Start hatten, mit anderen Jungs aus Europa war es da manchmal schon ein wenig dramatischer. Neben meinen drei Standardlovern hatte ich aber auch immer mal wieder One Night Stands mit anderen Kerlen, sowohl von dort, als auch welche, die zu Besuch waren. War mir recht schnell auch einfach irgendwie egal und ich wollte nur noch Spaß haben.
Natürlich war das alles uncool, weil ich ja eigentlich vergeben war, das weiß ich. Etwa zur Hälfte meiner Zeit dort, kam mein Freund mich auch besuchen und wir gingen auf Reisen. Es fühlte sich mit ihm alles irgendwie nicht mehr so „rund“ an wie vorher, so richtig Bock hatte ich auf ihn nicht, ich schlief mit ihm vor allem, weil es „sein musste“. Schön war es trotzdem irgendwo, also hab mich da nicht durchquälen müssen. Am Ende seines Besuchs habe ich überlegt, mich von ihm zu trennen, es aber nicht übers Herz gebracht, weil er mich ja extra besuchen kam. Das passierte dann aber recht bald nach meiner Rückkehr. Dass wir wegen der während der Rundreise eingenommenen Malaria-Prophylaxe nur mit Kondom Sex haben konnten, während ich hinterher mit meinen Lovern wieder auf die Pille zurückgreifen konnte, fanden die alle drei witzig und heiß und ich zumindest letzteres auch ein wenig. Rückblickend super leichtfertig von mir, da nicht auf Kondome bestanden zu haben, weil das HIV-Risiko gerade bei so sexuell aktiven Menschen wie meinen regulären Partnern schon nicht zu verachten ist, aber da hab ich Gott sei Dank Glück gehabt. Und dass ich im Bett mit meinen Liebhabern schlecht über meinen Freund geredet und ihnen gesagt hab, wie viel besser sie sind, war ehrlich gesagt auch an der Tagesordnung. Ja, uncool, ich weiß.
Stolz bin ich auf all das zwar nicht, aber ich würde auch lügen, wenn ich sagen würde, dass ich das bereue. Dafür war es einfach zu prägend und zu spaßig. Der Sex war auch einfach anders und besser als alles, was ich zuvor kannte. Rougher, wilder, mehr Dirty Talk, ungezwungener. Als ich abgereist bin, war ich natürlich vor allem traurig, weil das Land wunderschön (wirklich, macht da mal Urlaub, es lohnt sich!) und die Menschen richtig nett sind. Die Zeit war auch unabhängig von meinen Bettgeschichten einzigartig und wundervoll. Aber ein bisschen war ich schon auch traurig, dass ich mein Sexleben von dort nicht fortführen können wurde. Ich kam in dieser Hinsicht wirklich anders zurück, als ich hingeflogen war.