MyDirtyHobby

Julie – Locken im Schal

Montag – März 2024 – 11.34 Uhr. Let’s go. Die kleine verpixelte Uhr in den rechten beiden Ecken seiner Zwillings-Flachbildschirme erlosch, als er seinen Arbeitsplatz sperrte. Er verstaute seinen Badge im Portemonnaie, griff nach seiner Tasche, zog die Jacke über und machte sich auf den Weg. “Bis nachher“, sagte er in die Runde des kleinen Büros, ohne seine beiden Kolleginnen anzuschauen. Auf der Treppe zum Personaleingang stopfte er sich die Earbuds in die Ohren. Lonely Soul – Voodoo People, das hatte die Spotify-Zufallswiedergabe seiner Lieblingssongs für ihn ausgewählt. Er zog die schwere Metalltür auf und nahm einen tiefen Zug der für Februar viel zu warmen Luft. Ritual 3 war das wichtigste dieses Montags.

Er mochte Montage. Er mochte sie wirklich. Für ihn war der Montag der Taktgeber der ganzen Woche. Nach einem morgendlichen Mobility-Kurz-Workout, das ihn leicht aus dem Zeitplan geworfen hatte, war das zweite Morgenritual bereits erledigt. Das erste war der Grund für die Verspätung. Beinahe wäre er beim Kacken schon wieder all dem süßen neuen AI-Futa-Content verfallen, den er neulich auf Reddit entdeckt und der ihn in das tiefste Porno-Rabbithole seit der Premiere von livejasmin gesogen hatte. Doch heute hatte er widerstanden, denn der Weg dahin, fitter zu sein als je zuvor, war gepflastert mit Ritualen, die den Testosteronspiegel eben nicht abkacken lassen. In dem verbleibenden Monat würde er das nicht mehr schaffen. Dazu hatte er im vergangenen halben Jahr zu viele Umwege genommen, sich zu oft gehen lassen, zu viel Scheisse angestellt. Aber wer – irgendwann halt – ein fitter Ficker sein will, der muss halt dranbleiben. Erledigte Rituale sind da das Viagra einer schlaffen Disziplin. Der Morgen war mit Kurzworkout und kalter Dusche bereits so gut wie gewonnen. Der Rest des Tages würde leichter fallen. Der Rest der Woche würde wiederum vom gewonnenen Montag zehren. Da mussten Streicheleinheiten fürs Ego am Morgen ausreichen. Welche Früchte dieser (nicht gesäte) Samen später noch tragen würde, konnte er jetzt noch nicht ahnen.

Ritual 3 war das Workout in der Mittagspause. Die knapp 400 Meter bis zum Fitnessstudio kannte er wie seine Westentasche. Nach einem Vormittag, der zwar von Produktivität, aber auch von “Denkpausen” im Reich der Reddit-Inspiration gekennzeichnet war, war der Weg dahin dank des gewonnenen Morgens reine Formsache. Und dann, just in dem Moment, als er – gedanklich bereits in den Tiefen des heutigen Trainingsplans versunken – durch die automatische Tür des Fitnessstudios schlurfte, geschah es. Etwas packte seine Aufmerksamkeit, und zwar mit der Subtilität einer Kneipenschlägerei. Es sind diese blitzschnellen Momente, die jeden Kerl – und vermutlich jeden Homo sapiens mit einem Puls – auf einer urtümlichen Ebene erwischen. Und das schneller, als man „Huch“ sagen oder auch nur ansatzweise peilen kann, was da gerade passiert. Das ist der Zaubertrick der Anziehung. Keine Hasen, keine Hüte. Nur pure, unverfälschte Biochemie, die innerhalb von Millisekunden irgendwo im Stammhirn ein halb bewusstes mentales Pop-up up-poppt, sobald irgendwo im Raum jemand oder etwas den richtigen Schalter umlegt. Und ist es nicht einfach herrlich verwirrend, wie unterschiedlich und unberechenbar diese “jemand” oder “etwas” von Mensch zu Mensch sein können? Diese innere Stimme, die uns klipp und klar ins Ohr flüstert, was Sache ist – was wir wollen, was definitiv nicht auf der Wunschliste steht und was unter Umständen auf ein „Vielleicht“ hinauslaufen könnte. Es ist dieser winzige Moment des Kitzelns an dieser einen Stelle, dieser verräterische Augenblick, in dem sich das Blut mit der Eleganz eines Elefanten im Porzellanladen von deinem Denkapparat in Richtung Schwanz verabschiedet.

Da stand sie also am Tresen des Empfangsbereichs, offensichtlich auf Kriegsfuß mit Nicki vom Empfang, die irgendetwas nicht auf die Kette zu kriegen schien. Sie trug Winterklamotten und ein “Resting Bitchface”. Was sein Bewusstsein gerade aus der Steinzeithöhle heraus unmenschlich angesprungen hatte, musste er erst bewusst analysieren. Da waren diese fein gezeichneten, fast filigranen Gesichtszüge, diese markant vollen Lippen und eine Lockenmähne, die selbst im Würgegriff ihrer winterlichen Verpackung noch genug über sich verriet. Das registrierte er als Curl-Connoisseur aus der ersten Locken-Liga natürlich schon von Weitem als Erstes. Leider tat das triste Neonlicht ihrem Erscheinungsbild keinen weiteren Gefallen. Verhüllt in Schal und Daunenmantel, sah er zwar, dass sie, trotz weißer Lederstiefel, einen halben Kopf kleiner war als er. Sie schien recht schlank, in ihren Dreißigern und offensichtlich kurzluntig.

Von der Tür bis zu diesem Moment waren gerade einmal elf Sekunden vergangen. In dieser Zeit war er an den Herumstehenden vorbei, durch das Drehkreuz hindurch und zur Garderobe gegangen. Mittlerweile hatte die Situation auch sein Bewusstsein erreicht, es war aber noch etwas anderes, das ihn halb durch die Tür nochmal zurückschauen ließ: Ein kurzer Blickkontakt. Fraglich war, ob sie sich damit ihm zu oder der Nervensäge am Empfang abgewendet hatte. Klar war, er hielt ein ganz kleines bisschen zu lange. Letztendlich war es sie, die den Blick abwandte, zurück zu ihrem öden Tête-à-Tête mit Tresen-Nicki.

“Klick!” Da war er also. Der kleine Schalter. Umgelegt und eingerastet, wie diese kleinen Dinger, mit denen man Kampfjets startet. Er wusste nichts über Kampfjets – nur, dass in ihnen coole Kippschalter verbaut sein mussten. Jungs haben so einen simplen Flugplan. Einmal auf Höhe der Aufmerksamkeit kriegt man sie nur mit einem Hammer zur hormonellen Kurskorrektur. Für ihn war das jedenfalls das Signal gewesen, genauer hinzusehen. Gebräunte Haut, hellbraune Augen, ein wenig zu präzise geformte Augenbrauen. Die brünetten Locken hatten sich unter dem Druck des Schals zu einer kleinen Welle aufgebäumt. Eine einzelne Strähne mit ein paar einzelnen grauen Haaren zeichnete sich oberhalb ihrer Stirn ab. „Ekelhaft“, schoss es ihm durch den Kopf. Graue Haare waren in seiner Welt ein Symbol des Verfalls. Genauso wie andere Reize seine Instinkte in Fahrt brachten, traten graue Haare bei ihm auf die Bremse. Irgendwie zog ihn der ganze Zirkus dieses flüchtigen Augenblicks aber dennoch in seinen Bann. Den Mief der Frühschicht schon durch die offene Garderobentür witternd, drehte den Kopf nochmal in Richtung Empfang. BAM! Voll und ganz im Romantic-Comedy-Stil knallten ihre Blicke noch einmal zusammen.

Back to Business. In Sportklamotten gings Richtung Trainingsbereich. Natürlich drehte er sich nochmal zum Tresen. Nur noch Nicki. Sie hatte gewonnen – oder aufgegeben. Die nächsten zehn Minuten waren musikalischer Flashback an die Jahrtausendwende. Kai Tracid, Storm und Blümchen knallten ihm viel zu laut in die Ohren. Die geile Sau hatte es ihm schon als Kind angetan. Schuldig. Herz an Herz.

Zwischen den Sätzen war zu viel Zeit zum Grübeln. Seine Gedanken schweiften zu der Begegnung von vorhin wie die Aufmerksamkeit eines ADHD-Kevins zum nächsten Einhörnchen. Welche Geheimnisse hütete wohl der dicke Danuenmantel? Weibliche Rundungen oder kaputt trainierte Enttäuschung? Und was zur Hölle hatte das wieder mit den hochhackigen weißen Lederstiefeln auf sich? Das weisslackierte Leder auf klobigem Gummi schien in seinem Leben eine größere Rolle zu spielen, als ihm mittlerweile lieb war. Und dieser Schal… Schals hatten es ihm ähnlich angetan wie Rollkragenpullis und Weihnachts-Yoga-Pants. Auch deshalb sah er sich als Wintermensch. Wie viel Haar würde sich wohl darunter verbergen? Reichte es ihr gar bis zum Arsch? Wie würde es wohl riechen, wie sich anfühlen?

Hallöchen! Da war es wieder, das spezielle Kitzeln, das ihn wieder in die Realität zurückbrachte. Mit einem Halbsteifen stiftet man zwar Dominanz. Doch wer fit… OK, wer den Montag gewinnen will, darf sich nicht ablenken lassen. Und natürlich schlenderte sie in diesem Moment doch an ihm vorbei. Als würde das Schicksal ihm einen schlechten Scherz spielen wollen genau zum richtigen Zeitpunkt, als er beim Cat-Cow gerade Kopf und Arsch in die Höhe streckte, als würde er sich im Saunaclub vorne anstellen. Eines Blickes würdigte Madame Bitchface ihn nicht. Natürlich nicht. War auch besser so. Er sah wahrscheinlich eher aus als vom anderen Ufer, als Rocky Balboa. Später würde er zum Ausgleich vielleicht noch eine Flag flexen, die er sich in den letzten Jahren antrainiert hatte. So aus Prinzip. Zumindest konnte er aus dieser Perspektive durch die Streben einer Gymnastikleiter hindurch ein paar der Fragen von vorhin beantworten. Sehr nette Figur, weibliche Kurven, Brüste, die unter dem Sport-BH nach mehr Platz verlangten, runder Arsch in türkisen Yoga-Pants. Dazu hüftlange Locken, gebändigt in einem dicken Pferdeschwanz. Voluminös und gepflegt – auch wenn der letzte Waschtag vielleicht schon zwei oder drei her war – sprangen die buschigen Enden ihrer tanzenden Löckchen bei jedem ihrer Schritte auf und ab, wie die Teilnehmer eines besonders enthusiastischen Zumba-Kurses.

In einem solchen verschwand sie dann auch schließlich. Biking-Advanced, um genau zu sein. Dauer: eine Stunde. Stand auf dem Zettel an der Tür. An dem vorbei schielte er bei seiner lässigen Spionageaktion “auf dem Weg zu dem Gerät da” in den Raum und sah – nichts von den Locken. Alles hochgebunden zu einem grossen strengen Knoten, der bei jedem Pedaltritt auf dem Scheitel ihres Schädels hin und her wackelte. Früher hätte er Frauen, die ihre Haare so einzwängen, auf den Mond schießen können. Aber mittlerweile… hatten sie ihren ganz eigenen Reiz.

Die Anstrengung war ihr ins Gesicht geschrieben. Auf ihrer Tour de Force schien sie gerade einen Gipfel zu erklimmen, als hätte sie schon sehr lange keinen Gipfel erklommen. Mit offenem Mund und Schweißfilm drumherum stemmte sie sich in die Pedale, dass die anderen Teilnehmer so aussahen, als fuhren sie Dreirad. In den Kursraum zu glotzen ist ungefähr genauso cool wie Crossfit. Okay, viele der Teilnehmer wollen aus gutem Grund nicht beim Hin- und Herschwabbeln gesehen werden. Also dreht James Bond sich um und “ging zum Gerät”, wo er einen halbgaren Satz mit viel zu viel Gewicht an der Adduktoren-Maschine machte (schlechte Idee).

Hätte er doch nur etwas länger bleiben können. Die Entscheidung, heute Morgen das Frühstück auszulassen rächte sich nun natürlich mit Heißhunger und einem Kopf, der öfter abschweifte als Opa beim Erzählen von Kriegsgeschichten. Er überlegte ernsthaft, das Team-Meeting unter irgendeinem Vorwand zu schwänzen. Vielleicht hätte er sie ja so – und mit etwas Glück – später noch bei den Deadlifts spotten können. Oder aber… er hätte sich in den dann verlassenen Kursraum schleichen und am Sattel schnüffeln können, an dem das fleissige Bitchface sich die vergangenen 60 Minuten den nass geschwitzten Schritt wund geraspelt hatte. Vielleicht würde dort ja noch genüsslich eine feine Note ihres nussigen Aromas am Leder kleben. “Haha, what the fuck?” dachte er grinsend kopfschüttelnd über sich selbst, “so pervers kann man doch gar nicht sein”. Er schaute Richtung Kursraum. “…oder doch?” Er schmunzelte über sich selbst und justierte heimlich den halbsteifen Schritt. Und ja, in genau diesem Moment riss ihn der Gedanke an all die anderen Tausend Gruselärsche, Ekelspalten und Hängesäcke aus der Fantasie, die auf demselben Sattel bereits ihre eigenen Aromen hinterlassen hatten. Ja – an denen röche er dann auch… Also zurück zu den verhassten Burpees.

Dieser Montag stand anderen Tagen in Sachen Höhlenmenschenfantasien in nichts nach. Dennoch fühlte es sich stärker gefesselt als sonst. Nahte etwa ein Eisprung? Während der Dusche gönnte er sich jedenfalls ein paar Extrarunden um die Hügelspitze. Das Palming hatte er erst kürzlich dank dem Postorgasm Torture Subreddit für sich entdeckt. Im Alltag war es eine Art Mini-Urlaub für die Seele, der einen zwischendurch aus der Eintönigkeit riss. Im Fitness gab es dazu einen halbsteifen Bonus, den er anschließend – natürlich ohne Handtuch, er hatte ja nix zu verstecken – durch den Umkleideraum baumelte, um die eher schüchternen Zeitgenossen mit seiner Männlichkeit zu beeindrucken. Klar, im Land der Giganten würde er wahrscheinlich nicht den Thron besteigen – mit seinen 18 Zentimetern lag er irgendwo im wohlgeformten Mittelfeld. Was ihm allerdings an kaiserlicher Länge fehlte, machte er durch sein souveränes Auftreten und die unbekümmerte Art, wie er seine Nacktheit zelebrierte, mehr als wieder wett. Er mochte die Nacktheit. Er genoss die Natürlichkeit. Er war überzeugt, dass sie einen wesentlichen Teil seines Selbstbewusstseins ausmachte, wo andere sich versteckten.

Es war ein paar Tage später, nach einer wie erwartet gewonnenen Woche voller Erfolge. Auf Arbeit schien sich endlich alles in die richtige Richtung zu entwickeln. Die neue Kollegin schien sich fachlich und in Sachen Motivation gut in die Abteilung einzufügen. Auf persönlicher Ebene war sie extrem awkward. Die neue Sektorleiterin, persönlich super, wenn auch etwas verpeilt, mochte er hingegen. Zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nicht, dass das alles mit dem Austicken seines Teamleiters wieder ins Chaos stürzen sollte. Jetzt aber machten die vielen Projekte die Tage kurz und die hohe Schlagzahl einen ebenso substantiellen Ausgleich notwendig.

Für Freitagabend hatte es endlich wieder zum Afterwork im Auld-Corker Irish Pub mit Uwe von der IT gereicht. Cooler Typ, Landsmann, Geek, je besoffener desto lustiger. Und so hatte sich an der versifften Ecke mal wieder eine kleine Gemeinde fast Fremder eingefunden, um der Sekte der Wirtschafts-Sklaven ihre eigene Antimesse zu feiern. Es flossen Bier um Bier, Guinness, Ale und natürlich etwas vom unersetzlichen Glenfiddich. Normalerweise war die Lage im Auld wortwörtlich durchschnittlich. Ein Querschnitt der Gesellschaft soff hier im selben Siff. Von jung bis alt, von arm bis reich, von schön bis hässlich. Natürlich war er hier auch schon ein paar mal nicht alleine nach Hause, oder bis zum nächsten stillen Eckchen gegangen. Das beste am Auld aber war: Was im Auld Corker passiert, oder zumindest hier angefangen hat, das bleibt auch hier. Grundsätzlich war die Stimmung aber gut und herzlich. Man kannte sich. Man mochte sich. Neue Leute wurden schnell ins Herz geschlossen und in die Rituale des ordentlichen Trunks eingeweiht. This was the way.

Und so war seinem Spidey-Sense auch recht bald das lockige Haar am Tisch neben der Klotür aufgefallen. Natürlich war es das. Ob er wollte oder nicht, er hatte ein Adlerauge für diese Art von Mähne. Die daran hängende Frau saß mit dem Rücken zu ihm auf einem Hocker. Immer wieder hatte er rübergeschaut und beobachtet, wie die wallenden Wellen bei jeder Geste, jedem Lachen wallten. Natürlich würde er sich das gleich auf dem Weg zum Klo genauer ansehen.

Halb wankend machte er sich auf den Weg. Genau in dem Moment, als er an ihr vorbeilief, kam Gegenverkehr. Er musste ausweichen und – dank T-Shirt – streifte er sie leicht mit dem Oberarm. Seidig weich strichen ihre Locken wie ein Wattekissen über seine Haut. “Formsache”, dachte er zufrieden. Solche glücklichen Zufälle waren für ihn ein Turnon. Eine Berührung, so zufällig, so unschuldig und doch so geil. Sie schien es gar nicht bemerkt zu haben. Jedenfalls zeigte sie keinerlei Reaktion. Auch gut. Immerhin wusste er zu dem Zeitpunkt ja nicht mal, ob das eine Frau oder ein Hippie in Frauenklamotten war. Er hatte nur die Rückseite der Person gesehen.

Kaum durch die Tür packte er sich mit der Hand an die Beule, die sich gerade in seiner Jeans bildete. Vor dem Pissoir merkte er, wie die Schwellung in seinem Schritt es schwierig machte, sie auszupacken. Er packte zu, um das Gefühl noch etwas zu genießen und das Beste aus der Situation rauszuquetschen. Nach dem Pissen zog er die Vorhaut fest zurück und umklammerte seine hervorpoppende Eichel mit Daumen und Zeigefinger. Die herausleckenden letzten Tropfen Pisse polierte er mit der kreisenden Fläche seiner anderen Hand genüsslich in die sich prall spiegelnde Fleischkugel, bis ihm vor Intensität fast die Knie wegknickten. Er dachte dabei an all die Locken, die, im selben Moment keine drei Meter Luftlinie von ihm entfernt, wahrscheinlich gerade auf und ab hüpften. Deshalb liebte er das Palming. Diesen kurzen, intensiven Kick zwischendurch, den er sich auch heimlich im Alltag geben konnte, ohne sich komplett einen runterholen zu müssen.

Den Weg zurück zum Tisch konnte er mangels Überblick natürlich nicht timen. Einmal durch die Klotür könnte er sich nicht mal eben nochmal an ihrer Wolle reiben. Das wäre creepy und wahrscheinlich aufgefallen. Viel lieber wollte er sie einfach ansprechen. Oder zumindest erstmal schauen, mit wem oder was er es von vorne zu tun hatte, und dann ansprechen. Genügend Umdrehungen hatte er ja jetzt im Kopf und IT-Uwe hatte bereits vor ein paar Minuten angefangen, eine dicke Latina zu bearbeiten, die diesen lauchigen Teilzeit-Caveman, auf seinem Schoß sitzend, geradezu verschwinden ließ.

Er wusch sich also Schwanz und Hände von aller Pisse sauber und stolzierte auf die Klotür zu. Die halbsteife Beule in seinem Schritt stolz vor sich herwuchtend würde er eine Runde drehen und dann schauen, was passiert. Wäre nicht das erste Mal, dass er mit dem Move Weibchen angelockt hätte – ein Anblick, für den er einst aus Scham zwei Badehosen übereinander getragen hätte. Doch diese Zeiten waren vorbei. Im Kopf ging er schon seinen Conversation-Starter durch: “Hi – ich heiße UGHhhrlll…!!!“

BAAMM!!!

Der Aufprall blies ihm die Luft aus der Lunge und das dämliche Grinsen aus dem Gesicht. Halb durch die Klotür durch kam eine Kellnerin aus der Küche und in ihn hinein geschossen. Und dann auch noch die grosse Blonde. Der “Arsch vom Auld”, wie er sie nannte. Aber nicht im positiven Sinne. Die unfreundliche, knochige Bitch, mit der er regelmässig aneinander geriet, weil sie einfach zu blöd war, Bestellungen richtig aufzunehmen und auch sonst keinerlei sympathische Charakterzüge zeigte. Der blondinenbedingte und guinnessgeförderte Gleichgewichtsverlust ließ ihn halb nach links herumzappeln. Wer hätte gedacht, dass Haut und Knochen so viel Impuls entwickeln, wenn man sie nur hoch genug stapelt. Sein vermeintlich rettender Ausfallschritt landete genau zwischen zwei Beinen des neben ihm stehenden Hockers. Das Problem aber war die Querstrebe zwischen ihnen, die sein Schienbein keine zwei Zehntel Sekunden später erreichte. Mit dem eingeschlagenen Kurs und Tempo würde sein Gesicht im nächsten Moment die Titanic machen und am Hinterkopf der Person auf dem Hocker glorreich zerschellen. Und so arbeitete er sich wie in Zeitlupe mit der Nasenspitze voran wie ein Schneepflug durch eine warme Masse auftoupierter Locken. Welch Glück im Unglück, hätte er gedacht, hätte er Zeit zum Denken gehabt. Gerade hätte er sich in Gedanken an so ein Erlebnis noch halb einen am Pissoir heruntergeholt, und das nur basierend auf einem Streifen seines Unterarms. Jetzt hatte er unverhofft das Vergnügen, mit dem gesamten Gesicht in seinen Fetisch abzutauchen. Dazu kam seine orale Fixierung – es gab also fast nichts besseres. Zu schön wäre es gewesen, diesen Moment so richtig auskosten zu können. Das seidige Gefühl von weichem Haar auf seiner Haut, die Intensität der Empfindung im Gesicht, wo jede Berührung so viel intensiver ist. Das weiche Schmiegen voluminös federnder Locken, all die Düfte, die sich in ihre Wendungen und Biegungen verfangen und von ihrer Wärme umschlossen werden.

Das weiche Schmiegen voluminös federnder Locken, all die Düfte, die sich in ihre Wendungen und Biegungen verfangen und von ihrer Wärme umschlossen werden – das brasilianische Shampoo mit seinen süßen Fruchtnoten und einem Hauch von Kokos, dazu das betörende Parfum, alles unterlegt mit dem einzigartigen Aroma gesunden Haars. Aber wie gesagt, hatte er noch nicht mal für einen dieser Gedanken Zeit. Und bevor überhaupt irgendeiner dieser vielen schönen Reize sein Denkmus erreichen konnte, wurden sie alle von dem Schmerz überholt, der auf ein Mal mit voller Impulsgeschwindigkeit gleich aus zwei Richtungen mit einem Doppelwhammy in sein Bewusstsein krachte.

Der eine vom sehr schnellen und sehr punktuellen Abbremsen seines Schienbeins durch eine hölzerne Barhockerquerstrebe, der zweite vom anderen Ende seines Körpers, als sein Nasenbein schliesslich wie in eine Betonmauer schneepflügend eine selbst für seine Standards allzu intime Begegnung mit der Schädelbasis seiner feuchten Träume machte. So schmeichelnd und federnd diese Lockenpracht auch sein gewesen mag. Sie war kein Match gegen 80 kg Mannesmasse, die von einer dämlichen Bedienung auf Kollisionskurs geschickt wurde. Wie viele Locken es wohl dafür bräuchte…?

Die beiden nächsten Eindrücke, die er noch halbwegs bewusst wahrnahm, waren genauso scheiße, wie die letzten beiden. “Du Vollidiot!” hallte es noch kurz zwischen seinen Ohren wider, kurz bevor sein eigener Hinterkopf den siffigen Pubboden küsste. Er war also wortwörtlich untergegangen. Wie die Titanic. In ner Siffepfütze vor dem Klo des Auld Corker.

„Lebst du noch?“

Er öffnete die Augen und sah den Auslöser seiner Schmerzen sich zu ihm runterbeugen. Mit offenem Mund starrte sie ihn verwundert an, während ihm sein eigenes Blut aus der Nase um die Mundwinkel herum auf den Pubboden und mit in die erwähnte Siffepfütze tropfte. Da lag er nun also. Mit süßlich metallischem Geschmack in der Schnauze. Diesen nahm er nicht wirklich wahr. Vielmehr das, was sich ihm optisch aus der ungewöhnlichen Perspektive bot: Als ob die Schwerkraft es bei ihm gut machen wollte, schien sie ihm den Busen der Brünetten geradezu vors Gesicht zu hängen. Inklusive Nippel, die sich durch BH und Bluse drückten. Ihre langen brünetten Locken schmiegten sich harmonisch an die retro anmutende schwarze Bikerjacke und umrahmten ihre weichen Gesichtszüge inklusive etwas zu viel Make-up. In immer engeren Schleifen wandten sie sich zu den Spitzen hin umeinander, ineinander, durcheinander. Immer enger.

Hey – diese Locken kannte er doch! Sie gehörten der Frau, die vor vier Tagen noch Hauptdarstellerin in seinen, sagen wir’s wie’s ist, Sattelschnüfflerfantasien war. Und jetzt? Jetzt strahlte sie ihn aus ihrer T€DI-mässigen Sons of Anarchy Montur mit ihren Mopedleuchten an.

“Halbwegs”, keuchte er durch die Blut-Speichel-Popel-Suppe, die sich in seiner Mundhöhle ansammelte. Das angeekelte Naserümpfen seines Obendrübers ließ keinen Zweifel an seinem derzeitigen Aussehen. Sie erhob sich wieder und rieb kurz die Stelle am Hinterkopf, die das Drama zu ihren Füßen mitverursacht hatte. Sie schaute sich auf die Finger. Kein Blut. Zumindest kein eigenes. Mit einer lässigen Geste warf sie ihre Haare alle auf eine Seite. Er konnte die kleinen vergilbten Laternchen durch die fliegenden Locken blinken sehen. Mit einem Ausfallschritt positionierte sie ihren rechten Stiefel an seiner linken Schulter. In einem glücklichen Zufall musste sich etwas Schwarzlicht in der Siffepfütze gespiegelt und zwischen ihre Beine geraten sein, denn auf einmal blitzte ein weißer, violett leuchtender Spitzeslip aus der Dunkelheit ihrer Lederkluft auf, als wäre sein Blick mit Vollgas in eine Radarfalle gefahren. Hatte er da etwa richtig gesehen?

So schnell die Show begonnen hatte, war sie auch wieder vorbei. Nicht einmal eine halbe Minute waren seit dem Aufprall vergangen. Erfahrungsgemäß würden nun weitere peinliche Minuten folgen. Er wähnte sich schon angeschrien, beleidigt, angespuckt und getreten. Auch das war das Auld. Keine Gnade für Trottel. Das einzige was er wollte, war ein neues Guinness und sich zur Seite drehen, um die Eigensaftsuppe loszuwerden.

Wider erwarten kam ihm aber nicht Spucke entgegengeflogen, sondern eine offene Hand entgegengestreckt. Lange, spitze, nicht heute und nicht gestern rot lackierte USA-Nails boten sich ihm an. Nach kurzem Zögern ergriff er die Hand und wurde mit unerwarteter Kraft auf die Beine gestellt. Offensichtlich hatte die Gute nicht nur Spinningkurse besucht.

„Geht’s?“ fragte sie. Selbst in hohen Hacken war sie noch einen halben Kopf kleiner als er. Ihre Präsenz – eher auf Augenhöhe.

“Ey, sorry…” war alles, was die Guinness-Party in seinem Kopf gerade an Konversation erlaubte, bevor er anfing, sich mit den Servietten von ihrem Tisch das Blut noch großflächiger auf der Schnauze zu verteilen.

“Leichte Schläge auf den Hinterkopf können beim Blasen helfen, aber was du hier abziehst ist eine ganz eigene Kategorie.”

Hääää? Was sollte denn das heißen? Er schaute sie an wie Wilson aus Castaway.

“Schon gut.” Mit einem abschätzigen Grinsen und einem Augenrollen drehte sie sich zu ihrer Begleitung, welche, ihrem Fischblick nach zu urteilen, bereits vor einigen der vielen auf dem kleinen Tisch verteilten leeren Tequila-Shot-Gläsern ausgecheckt war. Eine Reaktion auf das Geschehen zeigte sie jedenfalls nicht mehr.

“Sorry.” Wiederholte er.

Auf dem Weg zurück zum eigenen Tisch humpelnd bemerkte er, wie sich die beiden IT-Uwes vor Lachen fast in die Fleichbalkone ihrer fetten Beuten übergeben hätten. Sein Dosenbruder hatte eindeutig über die eigene Erträglichkeit hinausgesoffen. Frustriert von seiner peinlichen Slapstick-Einlage packte er seinen Mantel und machte sich auf den Weg zur Tram. In Richtung Klo schaute er nicht nochmal.

Der kurze Marsch zur verwaisten Tramhaltestelle wurde von „After Love“, „Turn the Tide“ und „Something“ wie von treuen Hunden begleitet. Auseinanderhalten konnte er die beiden letzteren auch nach 20 Jahren nicht. Das Klackern von Absätzen drang entsprechend erst spät durchs Noise Cancelling. Erst die derbe Fotzn zum Hinterkopf brachte ihn zurück in die Gegenwart.

„Ausgleichende Gerechtigkeit!“ hörte er, aber auch nur deshalb, weil seine Earbuds sich dank des Einschlags ballistisch Richtung Gosse verabschiedet hatten. Bereit zum Gegenschlag fuhr er mit erhobenen Fäusten herum. Er reagierte nicht gut auf Aggression. Oder Autorität. Sein moralischer Kompass führte ihn schon durch Kindergartenkriege, bis hin zu einem Malheur mit der Justiz.

Aber da stand sie, mit einem Grinsen so breit wie Uwe.

„Was zum…?“ kam es von ihm.

“War nicht sicher, ob du es heil über die Straße schaffst, so wie dich schon die Klotür bezwungen hat”, sagte sie, als gerade eine Brise durch ihre wilden Locken fegte. “und du weist ja, was man auf dem Boden findet… Das ist wie mit den Videos auf Insta, wo Leute verwahrloste Tiere finden und sie dann wieder aufpäppeln…“

“Was quatscht du mich hier eigentlich voll…” brach er ihr müde ins Wort. “Hast du kein Friseur, dem du den Scheiß erzählen kannst? Ich wette, deine Tequilla-Schwester ist eine hervorragende Zuhörerin. Außerdem habe ich mich schon zweimal entschuldigt.”

“Immer dieser unwiderstehliche Kneipen-Charme…” murmelte er weiter, während er sich umständlich bückte, um seine Pods einzusammeln.

“Die war sogar schon vor dir kaputt.” Sie drehte sich zur Seite. “Ihr Bruder ist letzte Woche gestorben. Seither kugelt Sie sich jeden Abend den Arsch aus. Aber da sie direkt überm Corker wohnt, musste ich sie nur in den Fahrstuhl stecken.”

Er hielt kurz inne und drehte den Kopf wieder in ihre Richtung.

“Ich heiße übrigens Julie – nur falls dich morgen jemand fragt, von wem du so übel flachgelegt wurdest.” Sie deutete auf sein lädiertes Nasenbein, drehte sich um und stieg in die haltende 16 Richtung Schwallalb. Mit einem resignierten Seufzer folgte er ihr durch die Tür der Tram.

Ding! Die Glocke kennzeichnete die Abfahrt.

Sie saßen sich gegenüber und scherzten mittlerweile über die Geschehenisse des vergangenen Abends. Abgesehen von einem dynamischen Dosen-Duo und einer Oma mit Krücke war die Tram leer. Die ersten Minuten durchstießen lediglich die trashige Klappersymphonie der altersschwachen 70er-Jahre-Kiste sowie das fast schon unterhaltsam passende Lall-Singsang von den hinteren Sitzen ihre Unterhaltung. Die Nostalgie für die Relikte einer besseren Zeit erschloss sich ihm nicht. Sie wurde mit regelmäßigem Liegenbleiben erkauft. Und an der Kohle konnte es in dieser Stadt schließlich nicht liegen. Das einzig Gute war, genau so wie der Kübel über die krummen Schienen torkelte, wackelten auch Julies Titten durch ihr T-Shirt. Mittlerweile hatte sie ihre Jacke geöffnet, denn die Heizung war wie immer entweder aus oder auf Fegefeuer eingestellt. Selbst noch immer auf Kurvenschuhen unterwegs war’s für ihn keine leichte Sache, sich auf ihr Gesicht zu konzentrieren, ohne ins zwischenmenschliche Abseits zu geraten. Und im Moment förderte jede Weiche seinen Harten. Schließlich hatte sie selbst nach dem harten Aufeinanderknallen nichts von ihrer Anziehung auf ihn verloren. Nach Sturz und Stürzern lief bei ihm allerdings nach wie vor Notprogramm. Nur langsam kämpfte sich seine Konzentration durch den hart erarbeiteten Hopfennebel der letzten Stunden in eine relative Klarheit.

Worüber sie sich in diesen Minuten unterhalten hatten, würde er später weder rekonstruieren können, noch wollen. Wahrscheinlich über den üblichen Scheiss, über den sich zwei Suffis nach einem durchzechten Abend auf dem Weg nach Hause eben den Zahn lockersabbeln. Das Spannungsfeld zwischen ihnen war jedenfalls so dick wie Mutters Eintopf und die Flirtsignale mittlerweile so rar gesät, wie Mikrochips in ihrem antiken Fortbewegungsmittel. Okay, seinen Charme hatte er spätestens mit der Slapstick-Einlage von vorhin verspielt. Genauso gut hätte er im Clownskostüm nach Hause fahren können.

Ding! Abfahrt Kirche. Ein kühler Luftzug kam samt Suff-Dunst durch den Wagen geflogen. Einer der Zombies hatte durch das Öffnen eines Fensters versucht, sein Innerstes nicht in der Tram zu verteilen. Julies Nippel dankten es ihm mit einer geradezu spektakulären Auferstehung, als hätte sich Jesus unter ihrem T-shirt höchstpersönlich und gleich doppelt erhoben. Ihre Nippel ragten so krass hervor, man hätte meinen können, ihr wären zwei Eiszapfen vom Fleischbalkon gewachsen, nur eben waagrecht. Im harten Licht der Leuchtstoffröhren warfen sie Schatten wie kleine Zirkuszelte bei Sonnenuntergang kurz vor der Abendvorstellung. Vielleicht war er als Clown vom Dienst ja doch nicht so fehl am Platz. Die Show verfolgte er jedenfalls nur aus dem Augenwinkel. Dachte er jedenfalls. Dass seit zwei Haltestellen nichts mehr aus ihrem Mund kam, war ihm nämlich eh entgangen. Grosse Radiergummi-Nippel faszinierten ihn. Und wie aufs Stichwort war ihm, als müsste er hier einen Denkfehler korrigieren: Frau + Busen + Nippel + kalt (oder geil) = Nippelschatten. Soweit klar. Aber auch: (Frau + Busen) x Normen der kontemporären Bekleidungsstandards = BH. Demnach ist in der dritten Ableitung nach Adam Riese BH ≠ Nippelschatten. Moment mal… Hatte Julie etwa die Zwillingsmütze abgezogen und Titt und Tott freilaufen lassen? Und das schon im bzw. vor dem Verlassen des Corkers??

Ding! Abfahrt Lange Straße. Er hob den Kopf. Sein Blick traf auf ihren. Auf denselben, in den er vor fast einer Woche im Fitti reingerauscht war. Nur direkter. Ehrlicher. Unverstellter. Femininer. Intensiver. Herausfordernder. Aggressiver… und vulgärer. Ihre leicht geöffneten Lippen schienen nach mehr als nur Luft zu schnappen. Dazwischen schimmerte eine entzückende Zahnlücke. Als wollte er dem Moment seine eigene Perfektion verpassen, hatte der Fahrtwind ihr eine lockige Haarsträhne für den Jessica Rabbit Look ins Gesicht, und ihm einen Hauch ihres Parfums um die Nase geblasen. Er spürte eine Berührung an den Innenseiten seiner Knie, als sie ihre Beine zwischen seinen spreizte.

Ihr kurzer Rock bedeckte nur noch halbherzig den schneeweißen Spitzeslip. Umso mehr lud die offenherzige Stellung zur Bewunderung ihrer trainierten Oberschenkel, deren goldbraun sonnengeküsste Haut von edlen Strapsen in Szene gesetzt wurde. Es war einer dieser Momente, in denen er nur zu gerne den Augenkontakt zuerst gebrochen und seinen Blick in verbotenes Territorium hatte wandern lassen. Er schaute ihr direkt zwischen die Beine. Eine kleine feuchte Stelle glitzerte im Zentrum des Stoffstücks, welches sich eng an ihre Vulva schmiegte. Für einen kurzen Moment dachte er, er könnte in der vom Fußraum aufsteigenden Heizungsluft ihr Aroma wittern. Und da war es wieder – das Prickeln in der Kirsche. Jenes untrügliche Zeichen, dass der Blutstrom seine Richtung wechselte. Ihre Hände ruhten nach wie vor auf ihren Oberschenkeln. Mit den Fingerspitzen streichelte sie langsam über die bestrapste Haut. Ihr Blick wanderte zwischen seinen Augen und seinen Lippen hin und her. Come on don’t hesitate, hesitay ay ate, and show me your intention… Tom Novy – Superstar.

Ding! Abfahrt Bawangerstraße. Er beugte sich vor und ergriff mit der linken Hand sanft ihren Nacken. Er führte sie zu sich. Ihre Lippen krachten aufeinander, wie zwei Magnete, die endlich ihrer natürlichen Anziehung überlassen wurden. Sie zog ihn mit beiden Händen fest an sich. eine an seinem Nacken, die andere an seiner linken Schulter. Mit seiner rechten Hand griff er nach ihrem linken Oberschenkel. Sie atmete erregt aus, als er sie noch näher an sich heranzog. Mittlerweile saßen sie beide nur noch auf den Kanten der gegenüberliegenden Sitze. So nahe, dass ihre Knie in seinen Schritt und dort auf seinen steifen Riemen und seine prallen Nüsse drückten. Weiter oben konnte er ihre Nippel an seiner Brust spüren, als sie ihre prallen Gazongas an ihn drückte. Ihre Zungen tanzten einen eng umschlungenen, nassen Tanz, der Geschichten erzählte – von Lust und Begierde, aber auch Sehnsucht in verlorener Zeit, und nicht zuletzt von Zigarettenrauch und zu vielen Drinks. Sie küsste wahnsinnig gut. Intensiv, aber nicht verkrampft. Nass, aber nicht triefend. Weich, aber nicht labbrig. Entgegen der geläufigen Meinung beherrschen nicht alle Frauen diese Kunst. Ein Kuss ist eine Sache, für die man beide Hände braucht (Mark Twain). Mit der linken strich er ihr die Lockensträhne hinter das Ohr, während er die rechte Handfläche auf ihre Wange und ihren Hals legte. Sein Daumen strich über ihre Wange und ihr Ohrläppchen und hinter ihrem Ohr nach oben. Sie atmete erregt aus. Seine Fingerspitzen waren an ihrem Nacken nach hinten gewandert und gruben sich in ihr Haar. Er konnte ihre Gänsehaut fühlen, als sie ihren Kopf zur Seite legte, um ihn noch besser zu spüren. Er krümmte langsam seine Finger und griff in ihren Haaransatz. “Ohhhh Gotttttt…” Sie stöhnte und er spürte, wie sie ihren Kopf an seine Hand drückte, um noch mehr seines kräftigen Griffs zu spüren. Nur selten war sie so berührt worden. Auch sie packte zu, ihre linke Hand in seinem Nacken, ihn stärker an sich heranziehend. Er öffnete seinen Griff und presste sie ebenfalls zu einem weiteren Kuss an sich. Er vergötterte dieses Gefühl. Diese losgelöste, natürliche Leidenschaft, die einem alle Sinne raubt. Die alles andere um einen herum unwichtig werden lässt. Diese unfassbare Nähe. Das beste war aber, wenn man merkte, dass das Gegenüber in dieselbe Tiefe eintauchen konnte und wollte. Das war das entscheidende. Diese gemeinsame Wellenlänge. Dieser perfekte Nährboden für wahre Liebe. Und natürlich liebte er auch das Körperliche. Nicht nur das offensichtliche, aber vor allem auch das Gefühl von weiblichem Haar auf seiner Haut, von Locken zwischen seinen Fingern – und nicht nur dort. Weiches, volles, welliges, lockiges weibliches Haar fesselte ihn schon seitdem er denken konnte. Für ihn war das völlig normal und natürlich. Ein klassischer Fetisch, wie er in dieser Welt in unzähligen Variationen vorkommt. Rule 34. Und so wurde der Platz in seiner Hose schmerzhaft eng. Nächste Station Schwallalb Dorf. Endstation. Bitte alle aussteigen.

Die dialektgeschwängerte Stimme plärrte aus den alten Lautsprechern. Sie hielten beide inne berührten sich an Stirn und Schläfen. Er sah die weißen Lederstiefel zwischen seinen Beinen im fahlen Tramlicht glitzern. Sie ergriff seine linke Hand mit ihrer rechten. Sie drückte seine Handfläche. Ganz so, als ob sie ihn festhalten, oder besser gesagt, nicht loslassen wollte.
Dindingding! Das Rattern verstummte mit einem letzten Knarren der sich öffnenden Türen. Auf einmal war es ganz still. Von draußen wehte die Märzluft hinein. Auch das Heizungsgebläse war ausgegangen und die Hitze des Moments wurde von der hereinwehenden kalten Märzluft vereinnahmt. Für einen Moment saßen sie einfach nur da. Beieinander. Alleine. Die anderen Passagiere mussten irgendwo vorher ausgestiegen sein. “Ich muss los”, flüsterte sie, bereit, aufzustehen. Seine Hand glitt aus dem warmen Mantel ihrer Haare. Seine finger lösten sich aus dem Griff ihrer Locken. Noch einmal stöhnte sie leise bei dem Gefühl des sanften Zugs. Sie lächelte verschmitzt. Und er fühlte sich verstanden.

Schwallalb war auch seine Haltestelle, aber nicht seine letzte. Von hier musste er normalerweise noch den Bus nach Nettenschwiehl nehmen, von wo aus er für einige Minuten zu Fuß über die Grenze zum Auto ging. Um diese Zeit fuhr die 3 nicht mehr, aber er hätte die vier Kilometer auch zu Fuß geschafft. Wäre nicht das erste Mal, eigentlich genoss er die Strecke sogar. Gerade nach Feierabend. Frische Luft, Kopf freikriegen. Menschen beobachten, den Kopf freikriegen… Es gab ihm das Gefühl, Teil der Welt zu sein, ohne direkt involviert zu sein. Er mochte es, Leuten in die Augen zu sehen, auch wenn die Geste selten erwidert wurde. In der Stadt, wo alle in ihrer eigenen Blase zu leben schienen, war das kein Wunder. Dennoch hatte er oft den Eindruck, einfach nicht Anschauenswert zu sein. Oder überhaupt Teil der Realität der Gesellschaft. Nicht selten sogar unsichtbar.

Dass die meisten Menschen auf den Straßen eher verschlossen wirkten, hatte ihn nie wirklich überrascht. Niemand erwartete, dass man ständig bereit für Interaktionen oder gar Flirts war. Doch genau das hatte ihn am vergangenen Montag so an Julie fasziniert. Er hatte im Laufe der Zeit ein feines Gespür für diese Momente entwickelt und schätzte die Subtilität und die kleinen Signale, die oft mehr sagten, als Worte. Julies Blick hatte etwas Einladendes gehabt, eine Offenheit, die ihm in der anonymen Masse der Stadt selten begegnete. Es war dieser Moment der Verbindung, der ihm zeigte, dass selbst in der geschäftigen Unpersönlichkeit des städtischen Lebens kleine Wunder der Natur möglich waren. Wohin dieses sie beide führen würde, wusste er nicht. Und es war auch egal. Schon jetzt hatte ihn die Begegnung – so zirkusmäßig sie auch begonnen haben mag – auf einer intimen Ebene berührt und erfüllt. Und das konnte ihm keiner mehr nehmen. Er schätzte schon immer, dass es wohl genau das war, was ihn von vielen anderen Männern wie Frauen unterscheidete. Das Abspritzen oder gar “scoren” war ihm ziemlich egal. Wonach es ihm dürstete, war der Weg dahin. Anerkennung, Genugtuung, Berührung, Erfüllung. Das Spiel mit den Sinnen, gerade mit und durch Fetische und Spielarten. Die Polarität zwischen den Sexualitäten. Er wollte sich als Mann fühlen. Und dafür brauchte er weibliche Gegenpole in allen ihren Ausprägungen. Aber an all das dachte er in dieser Nacht an der Tramstation Schwallalb Dorf nicht.
Sie musste los. Und doch hatte sie seine Hand nicht losgelassen. “Halt mich fest, ganz fest”, hatte sie kurz nach dem Aussteigen zu ihm gesagt. Sie schritten Seite an Seite, Hand in Hand. Sie ließ sich von ihm an der Hand führen. Doch unverkennbar war es sie, die die Zügel in der Hand hielt und die Richtung vorgab. Er wusste, dass sie die Sicherheit seiner Entscheidung brauchte, um sich nicht wie jemand vorzukommen, die einen Fremden aus einem Pub mit nach Hause nimmt. Und auch er hatte verstanden.

Sie hatte ihre Jacke zugemacht und sich wieder in ihren Wollschal gewickelt. Die lüsternen Blicke hin zu den wenigen Strähnen, die der Fessel entkommen waren, konnte er sich trotzdem nicht verkneifen. Sie tanzten in der nächtlichen Brise, glitzernd im Licht der Straßenlaternen. Der Rest ihres Haarschopfes verbarg sich unter dem Stoff, gleich einem Schatz, der darauf wartete, ans Licht gebracht zu werden. Er konnte seinen Blick nicht abwenden, fasziniert von diesem Anblick, der eine unerklärliche Schönheit und Anziehung auf ihn ausstrahlte.
Er grinste. Und auch sie hatte ein Lächeln auf den Lippen. Immer wieder schauten sie sich verstohlen an, wie zwei Jugendliche auf ihrem ersten Date. Es prickelte und er freute sich auf was auch immer noch folgen sollte. Eine Mischung aus Adrenalin, Endorphin und Oxytocin ließ ihn hellwach und fast schon nüchtern fühlen. Der Alkoholgetränke Schwermut des Auld war einer berauschenden Leichtigkeit gewichen. Er musste aufpassen, sich diesem Gefühl nicht vollständig hinzugeben. Der Grad zwischen Erregung und Naivität, zwischen Freude und Trauer, zwischen Erwartung und Realität, war schmal, das wusste er zu gut. Und doch konnte – und wollte – er keinen Widerstand leisten, gegen das, was kommen würde. Das Leben hatte ihn geimpft.
Es war nicht weit bis zu ihr. Geradezu ein Katzensprung. Sie hauste in einem Mehrfamilienhaus, so unscheinbar, dass es glatt von einem Undercover-Agenten als Tarnung benutzt werden könnte, in einer ebenso unauffälligen Straße, die selbst das Navi nur mit einem skeptischen „Bist du sicher?“ finden würde. Die Straßenlaternen gaben sich Mühe, die Fassade ins rechte Licht zu rücken, aber der Eingang versteckte sich schüchtern im Zwielicht zwischen einer Hecke, die scheinbar seit der Erfindung der elektrischen Heckenschere nicht mehr getrimmt worden war.
Am Klingelbrett ein Potpourri aus Namen in unterschiedlichsten Schriftarten und Herkünften, die eine Reise durch mehrere Jahrzehnte Wohnungsmarktgeschichte hätten darstellen können, Daneben eine Tür mit aluminiumfarbenen Rahmen, Pavé-Glas und quadratischem Türgriff im 80er-Jahre-Charme. Sie suchte nach ihrem Schlüssel, balancierte dabei die Handtasche auf ihrem angewinkelten Oberschenkel. Ihre rechte Wade, dabei oberhalb des eng geschnürten weißen Stiefels angespannt wie ein Flötenspieler vor dem Weihnachtskonzert.

Er trat von hinten an sie heran, legte seine Hände auf ihre Hüfte und schmiegte sich an sie heran. Das Gekruschtel stoppte. Er konnte ihren Atem hören, als seine Brust ihren Rücken und sein Schoß ihren Arsch berührte. Sie legte den Kopf zurück. Ihr Haar berührte seine Wange. Er drehte seine Nase in die Wolle und sie begann, sich sanft an ihm zu reiben. Ein kurzer Stich im lädierten Nasenbein erinnerte ihn daran, wie dieses Abenteuer begonnen hatte. Hier war vorhin schon mal.

Sie roch betörend. Kein Haarspray, kein Kleber. Nur Natürlichkeit. Die Kokosnoten ihres Shampoos mischten sich mit ihrem einem Hauch ihres Parfüms. Er küsste ihre Locken und ließ sie über seine Lippen gleiten. So weich, so warm, so geil. Mittlerweile war er knüppelhart. Die hatte Beule in seiner Jeans schmiegte sich zwischen ihre festen, runden Arschbacken. Am liebsten hätte er ihr jetzt den Rock hoch geschoben.
Dzzzzzt-klickklack! Mit der Eleganz eines nicht weit entfernten 80er-Jahre-Relais-Schaltkastens ging im Flur das Licht an. Irgendwer muss drinnen den Lichtschalter betätigt haben. Durch die Glastür hindurch standen sie auf einmal im Rampenlicht. Mit der Geschicklichkeit einer jungen Katze drehte sie sich zu ihm um. Seine blauen Augen funkelten im Schein der alten Glühbirnen Begeistert von der Show biss sie sich mit einem frechen Grinsen auf die Unterlippe, nur um ihn im nächsten Augenblick fast schon zu heftig von sich wegzustoßen. Fast als wollte sie sagen: “Komm und hol mich!” Noch bevor er darauf reagieren konnte, hatte sie ihren Schlüssel in der Hand.

„Willst du was trinken?“ fragte sie ihn, als sie catwalkmäßig mit einer Flasche Glenfiddich wieder ins Wohnzimmer trat. Vom großen Sofa in dem kleinen Raum sah er zu ihr auf. Aus dem Bluetooth-Lautsprecher spielte leise Just One Look von Doris Troy. Die verdammt angenehme Lichtstimmung betonte ihre Figur von allen Seiten. Mit angewinkelter Hüfte und langen Beinen erinnerte ihn ihre Pose an Charlie’s Angels. “Hallo?“ fragte sie neckisch, als er ihr nach einigen Sekunden Glotzen noch immer nicht geantwortet hatte. Sie lachte kurz, winkte ab und kam langsam auf ihn zu, ihren runden Arsch langsam von einer Seite auf die andere schaukelnd. Sie stellte zwei Gläser auf den Couchtisch, deren Boden eine klare Flüssigkeit bedeckte. Wasser wird es nicht gewesen sein, aber das würde er nie erfahren. Kaum war sie in seiner Reichweite, krachten ihre Lippen erneut aufeinander. Er legte seine Hände an ihre Wangen und strich über ihren Nacken in ihre Haare. Ihre Lippen schmatzen, ihre Zungen tanzten. Sie begann, die Knöpfe seines Hemds aufzumachen und packte nach seiner behaarten, durchtrainierten Brust. Sein Speckansatz weiter unten schien sie nicht zu stören. Viel mehr spürte er ein Intensität von ihr, die ihm eine tiefe vertrautheit und Wohlbefinden vermittelte. Sie wollte nicht den Fitness-Hängst, weil sie sich selbst auch nicht perfekt fühlte. Was sie wollte war der starke Arbeitsgaul, der sie begehrte, wie sie war.

Ihre Hände umfassten seine Seiten und sie zog ihn an sich heran. Er umarmte sie innig, während er ihren Nacken küsste und mit der rechten Hand daran entlang nach oben in ihre Mähne griff. “UUHHhhhrrrrhh…” raunte sie in sein Ohr. Sie legte ihre Beine um ihn und drückte ihn mit ganzer Kraft an sich. Ihr Schoß rieb über die Beule in seiner Hose, dass es fast schmerzte. Diese Nähe… Sie konnte nicht genug von seinen Berührungen, seiner Intensität bekommen. Und auch er wollte sie mit jeder Faser spüren. “Warte kurz…”, sie löste sich von ihm und stand vom Sofa auf. “Beweg dich nicht vom Fleck, ich geh mich kurz frisch machen.” hauchte sie ihm ins Ohr, im Begriff ins Bad zu verschwinden. “Nein!” hörte er sich selbst, fast schon erschrocken sagen. Er hielt sie am Handgelenk. Sie schaute verwundert zu ihm herab. Er zog sie zu sich zurück. Sie grinste. Er meinte, ein Glitzern in ihren Augen zu erkennen. Sie legte den Kopf schräg. Ihre Lippen öffneten sich. Ihr Körper hatte sie in genau diesem Moment etwas spüren lassen. Er legte die Lippen auf ihre Handfläche. Sie stöhnte. Er küsste ihren Unterarm, ihren Ellenbogen, ihren Bizeps, Trizeps – er führte ihren Arm nach oben und küsste ihre Achselhöhle. Sie schloss die Augen und atmete schwer. Seine Küsse wanderten über ihr Dekolleté. Sie streichelte mit allen zehn Fingernägeln über seinen Nacken. Er hatte Gänsehaut. Sie drückte sein Gesicht an ihre Brüste. Er führte sie zu etwas Neuem, Unbekanntem und doch natürlich Vertrautem. Sie würde ihm in dieses Abenteuer folgen.
Er legte sich auf den Rücken und streichelte ihr führend über den Oberschenkel. Sie hatte verstanden. Sie hob langsam ihr linkes Bein. Ihr Lederrock rutschte ein Stück hinauf entlang ihrer Strapse. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis ihr winziger weißer Spitzenslip erscheinen sollte. Aber er schien nicht. Doch er erschien nicht. Stattdessen begann das Gegenlicht einer kleinen warmen Regallampe durch einen flauschigen Schamhaarpelz zu schimmern. Damit hatte er nicht gerechnet. So rar war die natürliche Art des Biebers geworden – man hätte meinen können, er sei ausgestorben. In dem Fall hatte er aus der Bierpfütze im Auld heraus doch richtig gesehen, dass die Spitze beim vielen Hin- und Herrutschen auf dem Barhocker keine Chance hatte, das gesamte Lockendreieck im Zaum zu halten. Glücklicherweise hatte sie den Kampfbären von seinen Fesseln befreit und commando gegangen.

Ihr linker Fuß war jetzt neben seinem linken Ohr. Mit beiden Händen schob er den Rock nach oben, löste dessen Reißverschluss und schleuderte das Stück Leder in eine Ecke. Seine Handflächen erkundeten ihre Arschbacken, während sie ihr Becken langsam zu Dick Dales Wanna Surf kreisen ließ. Der Anblick ihrer natürlichen Scham hypnotisierte ihn. Sie spürte das. Sie war mit ihrem Körper im Reinen. Aber jetzt fühlte sie sich unglaublich sexy. Durch den dichten Teppich konnte er zwar nicht ihre Schamlippen sehen. Dafür sah er, wie im Zentrum ihrer Weiblichkeit kleine klare Tröpfchen glitzerten. Er schaute zu ihr auf. An einem ganz kleinen, süßen Bauchansatz vorbei konnte er unter ihr T-Shirt sehen, das locker auf ihren großen Brüsten lag, nach wie vor garniert von aufgestellten Nippeln. Seine Hände strichen über ihre Hüfte und ihre schmale Taille. Ihre Haut war samtweich, warm und unfassbar zart. Er führte sich nach vorne und sie stützte sich mit den Händen zwischen seinen gespreizten Beinen auf das Sofa. Sie kniete über seinem Gesicht und ließ ihren Rücken ins Hohlkreuz fallen. Mit der Bewegung bewegten sich ihre Arschbacken auseinander wie die Vorhänge zu seiner Hauptvorstellung. Aus dieser Perspektive sah ihr Becken so gebärfreudig aus, als könne sie mühelos einen ausgewachsenen Sumoringer zur Welt bringen. Ihre krausen Schamlocken gingen über ihrem Damm in feinen Arschflaum über, der in frechen Büscheln zwischen ihren Backen hervorschauen. Ihre Rosette konnte er nicht sehen. Diese galt es hier noch im Tal des Dschungels noch zu entdecken. Er war sich sicher, dass er mit einem beherzten auseinanderziehen ihrer Sitzkissen auch dieses Geheimnis hätte lüften können, doch er entschied sich, diesen Snack für den Nachtisch aufzubewahren. Stattdessen bewunderte er die Aussicht, die sich ihm keine 20 Zentimeter von seiner Nasenspitze entfernt bot. Er streichelte über ihre Oberschenkel. Ihr strammes Bindegewebe machte jede Berührung zu einem taktilen Hochgenuss. Über ihre Pobacken strich er über ihren unteren Rücken und zu ihren Seiten. Gänsehaut schoss über ihren Körper. Sie bewegte ihr Becken und er konnte in dem entstehenden Luftschwall ihre betörende Weiblichkeit riechen. Gut, dass er sie davon abgehalten hatte, ihr natürliches Aroma durch irgendeine Stinkeseife zu zerstören. Ihr Parfüm, ihre Duftkerze im Flur und der Duft ihrer Möse vereinten sich zu einer Mischung, die es in sich hatte. Und auch sie schien den Moment offensichtlich voll auszukosten. Sie bewegte ihr Becken wie in Trance. Zu ihrem leisen Stöhnen gesellte sich bald ein ebenso leises Schmatzen ihrer anschwellenden Schamlippen. Er fühlte ein winziges Zittern in ihren Bewegungen. Mittlerweile spielten Tito & Tarantula After Dark. Das Glitzern zwischen ihren Beinen wurde zu einem Funkeln, das sich wiederum zu einem kleinen, leuchtenden Tropfen verdichtete, der langsam zur Spitze einer ihrer Schamlocken kroch. Schon bald löste sich der Usus Fructus und das klare Sekret baumelte an einem langen, dünnen Schleimfaden vor seinem Gesicht. Die Naturschmierung verfehlte schließlich seinen offenen Mund und ging neben seiner Wange auf dem Sofakissen nieder. Er war trotzdem glücklich. The Ronettes – Be My Baby.
Was viele schmutzig oder pervers nennen würden für ihn – ja für beide – ein unfassbar romantischer, inniger Moment. Ein Moment der Wertschätzung von Natur, Trieb und Begierde. Diese Frau drückte in diesem Moment einfach alle seine Knöpfe. Und er war sich sicher, dass das auf Gegenseitigkeit beruhen musste. Die letzten Minuten hatten ihn so sehr gefesselt, hätte er sich konzentriert, wäre er wahrscheinlich ohne jede Berührung in die Unterhose gekommen. Und doch hätte er von einem Moment auf den anderen aufstehen und nach Hause gehen können – glücklich und erfüllt und das ohne den physischen Höhepunkt. Ein für ihn schmerzlich vertrautes Gefühl der Befriedigung. Aber darüber wollte er gerade natürlich nicht nachdenken.

Und ans Denken wäre gerade ohnehin nicht zu denken gewesen. Denn genau in dem Moment, als sich das nächste Schlückchen Pflaumensaft auf den Weg zu ihm hinab zu machen begann, senkte sie langsam ihr Becken. Wie schon im Corker war es seine Nasenspitze, die sich als erstes durch ihre Locken pflügte. Er schloss die Augen, während sein Zinken von ihrem nasswarmen Pelz verschlungen wurde. Wieder ließ sie langsam ihr Becken kreisen. Ihre Löckchen kuschelten sich an sein Gesicht, seine Wangen, seine Lippen. ein leichtes Zittern in ihren Bewegungen zeugte ebenso von ihrer animalischen Geilheit, wie der anschwellende Ausfluss ihrer Schrittsoße. Wie mit einem großen Malerpinsel verteilte sie ihren Sud über seine grinsende Visage. Bis sie auf einmal innehielt. Er wusste, was das bedeutete. Hier hatten sich schließlich zwei tief sexuelle Seelen auf ein und derselben Wellenlänge gefunden. Er nahm einen tiefen Atemzug durch die Nase. Ihm war, als würde er jedes einzelne Molekül ihres aromatischen Eufts erschnüffeln. Mit den Lungen voller Sauerstoff und Buscharoma schloss er die Augen und öffnete die Lippen. Seine Hände ruhten auf ihren runden Arschbacken. Mit sanftem Druck gab er ihr das Signal. Er war bereit. Ohne zu zögern ließ sie ihr Fleischfach wie den Stempel einer hydraulischen Presse langsam aber unnachgiebig auf sein Gesicht niederfahren. Gleichzeitig klammerten sich ihre Oberschenkel um seinen Kopf. Seine Nase war tief in ihr rosa Innenfutter geglitten. Ihr steifer Kitzler fickte seine Zunge. An seiner Stirn spürte er ihr feuchtes Arschloch kleben. Er sah nichts mehr, er hörte nichts mehr. Sie hatte sich aufgerichtet und ihn in einen menschlichen Barhocker verwandelt. Unter ihrem vollen Gewicht sank sein Schädel ein gutes Stück in die Sofapolsterung. Seine Arme vielen Schlaff an seine Seiten. Selten hatte er einen so friedlichen Moment erlebt. The Tornadoes – Bustin Surfboards.

Und so lag er da. Im Zentrum seiner Begierde, seines Weltbilds, seines Glücks, seiner Natur. In völliger Dunkelheit fühlte er sich an den Tresen zurückversetzt, an dem er ihr zum ersten Mal begegnet war. Wieder spürte er diese Knistern in sich. Alles machte Sinn. Nichtmal seine Lunge beschwerte sich. Diesen Moment würde er bis zum Ende seines Lebens nicht wirklich erklären können. Und er würde es nicht wenige Male versucht haben.


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